Kleiner Text mit großer Wirkung: Zehn Regeln für den Einsatz von Bildunterschriften

Bildunterschriften in Blogs? Ach was, ein Bild als solches reicht. “So was macht man in Blogs nicht, schon allein aus Zeitgründen”, habe ich kürzlich gehört. Wie bitte? Bildunterschriften sind doch eine wunderbare Gelegenheit, seine Website-Besucher zu informieren. Denn rund 80 Prozent lesen nicht, sondern orientieren sich. Sie “screenen” den Bildschirm auf die Schnelle nach Brauchbarem ab und lesen lediglich die Überschrift, die Zwischentitel sowie das Bild plus Bildunterschrift (nur 16 Prozent lesen jedes Wort, sagt die Nielsen Norman Group). Auch die Suchmaschinen messen solche Bausteinen wie Bildunterschriften Bedeutung bei.

Mit Bildunterschriften  geben Sie eiligen “Querlesern” wichtige Infos mit auf den Weg oder animieren sie sogar, den gesamten Text zu lesen. Was will man mehr?

Regeln für Bildunterschriften:

  1. Passende Bilder sind immer ein gute Sache – aber nicht ohne dazu gehörende Unterschrift! Reichern Sie jedes Bild mit einem kommentierenden Text an. Dieser kann durchaus länger sein als nur eine Zeile.
  2. Bildunterschriften eignen sich genauso als Video-Teaser. Sie können schildern, was in dem Video zu sehen ist.
  3. Die Bildunterschrift muss ein selbstständiges Infohäppchen sein. Sie müssen davon ausgehen, dass der Leser nicht Ihre gesamte Story lesen wird oder das Video sehen möchte.
  4. Formulieren Sie die Bildunterschrift in verständlichen, ganzen Sätzen – gerne auch mit Verben.
  5. Achten Sie darauf, dass in den Bildunterschrift nicht das Gleiche steht wie in der Überschrift, in den Zwischentiteln oder im Einstieg der Geschichte.
  6. Die Bildunterschrift soll Lust auf mehr machen, soll den Leser in die Geschichte ziehen. Erzählen Sie deshalb nicht das, was ohnehin auf dem Bild zu sehen ist (“Referent XY am Rednerpult..”), sondern nutzen Sie das Bild für ein informatives Detail aus dem Artikel (“Heftig kritisiert wurde Referent XY für seine Social-Media-Visionen…”)
  7. Verzichten Sie auf klobige Fachbegriffe und Anglizismen. Damit beeindrucken Sie niemanden (und vor allem Leser nicht, die Ihren Text nur screenen wollen).
  8. Je weniger aussagekräftig ein Bild ist (z.B. weil es ein einfallsloses Standardbild aus einer kostenlosen Bilddatenbank ist), umso tiefere Inhalte braucht die Bildunterschrift.
  9. Fair sein: Nennen Sie die Quelle des Bilds.
  10. Vor allem aber muss die Bildunterschrift zum Bild passen! Ein Beispiel für eine unglückliche Kombination aus Bildunterschrift und Fotoinhalt fand ich bei der FTD:
Ohne Worte: Hier kann ich mir die Bildunterschrift sparen – ausnahmsweise

Gute Anregungen für Bildunterschriften gibt’s zum Beispiel auf stern.de oder sueddeutsche.de: Dort bleibt keine Gelegenheit ungenutzt, um Fotos mit knackigen Bildunterschriften anzureichern. Dabei kommen sogar inhaltsarme Klischeebilder zum Einsatz, die auch häufig in Blogs zu finden sind (Anzugträger, die sich per Handschlag begrüßen – Karrierenfrauen mit Dutt, Brille und Kugelschreiber –  Laserstrahlen, die den Datenverkehr symbolisieren sollen etc.) – dann aber aus nur einem Grund: Solche Bilder sind nichts anderes als die Rechtfertigung für eine Bildunterschrift.

Oder, anders ausgedrückt: Die Bildunterschrift ist manchmal wichtiger als das Bild.